Dienstag, 6. August 2013

Ralf König: Elftausend Jungfrauen

Elftausend Jungfrauen
Ralf König

Gebundene Ausgabe: 192 Seiten
Verlag: Rowohlt; Auflage: 1. (21. September 2012)
ISBN-13: 978-3498035587


Klappentext

Mit sage und schreibe elftausend Jungfrauen geht die britannische Prinzessin Ursula um 300 nach Christus auf große Fahrt gen Rom, weil sie standhaft keusch bleiben und nicht heiraten will. Und das soll bitte schön der Papst absegnen! Die Rückreise führt die Mädels den Rhein entlang nach Colonia, und wie der liebe Gott es so will: Die Stadt wird gerade belagert von den gefürchteten Hunnen, die in Sachen Benimm gegenüber Frauen recht ungeübt sind … Der Legende zufolge erlitten die frommen Jungfern vor den Toren Kölns das Martyrium. Ralf König fügt den zahlreichen Legendenversionen um die Schutzheilige der Stadt mit seinem neuen Comic eine weitere hinzu, gewürzt mit sozialethisch desorientierten Heiden, sadomasochistischen Klosterbrüdern und wohlgeformten Barbaren, und den Jungfrauen blubbern die Hormone vor lauter christlichem Keuschheitsgelübde aus den 22 000 Nasenlöchern.


Frankys Kritik

Trotz Rowohltverlag, in welchem dieser Comic als Hartcover erschien, gibt sich Ralf König recht explizit. Nachdem der Autor und Zeichner sich in seiner letzten Trilogie theologischen Themen zugewandt hatte, bleibt er in diesem Buch dem Sujet grundsätzlich treu, spricht aber vor allen Dingen die Sex- und Lustfeindlichkeit der katholischen Kirche an, mit all ihrer Doppelmoral und Triebersatz in Form von sadomasochistischer Selbstgeißelung. Die Legende der heiligen Ursula nimmt König zum Anlass, um Nonnen und Priester aufs Korn zu nehmen und ganz nebenbei die Entstehung des Kölner CSD ins 4. Jahrhundert vorzuverlegen. Das alles ist natürlich nicht bierernst zu nehmen und auf die satirische Spitze getrieben, lässt sich aber genauso mit Vergnügen delektieren, wie seine Geschichten aus der schwulen Szene.

Zeichnerisch empfinde ich die in Grautönen gehaltene Kolorierung sehr gelungen und zum Thema passend. Auch gelingt es König mit diesem Band, wieder ein paar neue Knollennasentypen aus der Feder zu schütteln. Selbst die Hintergründe, ob Landschaft oder Architektur lassen die Blicke zwischen den manchmal beachtlich umfangreichen Sprechblasen schweifen. Die textlichen Überleitungspassagen zwischen den Kapiteln im Kölner Dialekt lassen sich zwar nicht immer einfach lesen, spätestens beim lauten Vorlesen erschließt sich aber ihr komödiantischer Sinn.

Zusammengefasst ein ungewöhnlicher König, aber trotz allem ein typischer, der zwar keine Lachstürme entfesselt, den Leser aber anhaltend kichern lässt. 



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