Dienstag, 4. Juni 2013

Michael Downing: Frühstück mit Scot

Frühstück mit Scot
Michael Downing

Broschiert: 215 Seiten
Verlag: Männerschwarm; 1. Auflage (September 2010)
ISBN-13: 978-3939542988


Klappentext

Scot lebt bei Sam und Ed, zwei Schwulen, die kaum damit gerechnet haben, sich eines Tages um ein Kind kümmern zu müssen, noch dazu um ein Kind wie Scot. Denn der zeigt Vorlieben, die eher zu einem Mädchen passen würden: Make-up, Parfüm und singende Haarbürsten. Auch wenn er sie mit seinem Verhalten oft in den Wahnsinn treibt, erkennen Sam und Ed an seinen Problemen, wie sehr sie selbst sich längst der Umgebung angepasst haben, und sie nehmen zusammen mit Scot den Kampf um die Selbstbehauptung auf.

Frühstück mit Scot, 2007 von Larie Lynd wundervoll verfilmt, ist alles andere als ein Kinderbuch. Der Autor erzählt vom scheinbar idyllischen Leben der weißen Mittelschicht in Neuengland. Nachbarn, Freunde, Lehrer, alle müssen sich in der Auseinandersetzung mit Scot bewähren.

"So klein er auch war, und so hoch die Räume waren, Scot hatte es doch geschafft, die Temperatur zum Kochen zu bringen. Das ist sein Talent, er ist ein Katalysator."


Frankys Kritik

Es gibt einfach Bücher die verbreiten gute Laune. Dieses ist so eines. Der elfjährige Scot präsentiert dem schmunzelnden Leser nicht einfach seine kleinen Marotten und Eigenheiten, nein, er lebt diese mit einer solch entwaffnenden natürlichen Selbstverständlichkeit, dass man ihn einfach liebgewinnen muss. Das geht auch den beiden Protagonisten Sam und Ed so. Aus diesem Grund entwickelt sich auch kein Kampf zwischen ihnen und dem aus der Reihe tanzenden Scot, es ist auch kein Kampf gemeinsam mit Scot gegen die Gesellschaft. Stattdessen bekommen sie von dem kleinen Jungen einen Spiegel vor das Gesicht gehalten, in dem sie sich selbst und den jeweils anderen erkennen – wiedererkennen müssen und dürfen.

Downing schreibt keine große Geschichte, keine ausufernde Dramatik. Es sind die kleinen Dingen, die aufmerksam machen, die aufhorchen lassen. Es ist dieser fast beiläufige Plauderton, in dem der Autor durch den Mund des Ich-Erzählers Ed uns an den skurrilen Episoden teilhaben lässt, der den Leser diesen Roman verschlingen lässt. Dabei wechseln amüsante Episoden, sprühender Witz, spitz formulierte Wortgefechte mit nachdenklichen, melancholischen Momenten.

Die Verfilmung (unter dem gleichen Titel, Kanada 2007, Regie Laurie Lynd) gibt sich dagegen wesentlich geradliniger, auf den Verlauf der eigentlichen Geschichte konzentriert. Amüsant sind sie sie beide, Buch wie Film, doch gerade die Nebengeschichten und beiläufigen Ereignisse, machen den eigentlichen Reiz der Geschichte aus. Ein wenig schade ist, dass sich der Roman allzu häufig in den zahlreichen Randfiguren verliert, ohne diese näher zu beleuchten und stärker mit in die Geschichte einzubeziehen. Das hätte den Roman in Gänze abgerundet. Aber man kann ja schließlich nicht alles haben.



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