Dienstag, 9. Juli 2013

Doris Lessing: Ben in der Welt

Ben in der Welt
Doris Lessing

Gebundene Ausgabe: 256 Seiten
Verlag: Hoffmann und Campe (März 2000)
ISBN-13: 978-3455043945


Klappentext

Die Fortsetzung des Romans "Das fünfte Kind": Ben, das fünfte Kind der Lovatts, war ein aggressiver, destruktiver Junge. Seine Mutter versuchte seine tyrannische Wut zu bändigen, doch am Ende stand die Zerstörung der Familie, und Ben zog mit einer Gruppe gewalttätiger Jugendlicher hinaus in die Welt. Nun ist Ben erwachsen geworden. Allein und unfähig, auf sich gestellt sein Leben zu bewältigen, ist er ein hoch explosives Bündel aus ungestillten Bedürfnissen und Frustrationen. Er fühlt sich orientierungslos und hasst die Menschen, obwohl er Nähe sucht. Sein Außenseitertum wird jedoch von wenig skrupulösen Geschäftsleuten schamlos ausgenutzt, denn seine kindliche Gier macht ihn angreifbar und zugleich verletzlich.


Frankys Kritik

Und nochmal eine Fortsetzung. Zumindest wusste ich diesmal, worauf ich mich einzulassen hatte. Im Vorgängerbuch verließ Ben seine Familie mit vierzehn Jahren, als er sich einer gewalttätigen Jugendgang anschloss und so verloren wir ihn aus den Augen. Nun sind vier oder fünf Jahre vergangen. Ben ist inzwischen 18 Jahre alt – wenn man seinen eigenen Aussagen Glauben schenken kann – wird aber von jedermann für über 30 gehalten. Wir erfahren von seinen Bemühungen, sich in die Gesellschaft zu integrieren, und von seinem ständigen Scheitern. Seine überbordenden Aggressionen hat Ben unterdessen unter Kontrolle bekommen, auch wenn es für ihn einen ständigen und anhaltenden inneren Kampf bedeutet. Anzeichen dafür ist seine unbändiges Verlangen nach Fleisch. Andere Nahrung verweigert Ben fast vollständig.

Damit sind wir auch bereits am Kern der Geschichte angekommen, der sich im Gegensatz zum Vorgänger allein um Bens Situation und die Auswirkung der Gesellschaft auf ihn konzentriert. Beim fünften Kind war es noch die Auswirkung von Ben auf die Gesellschaft. Diese umgekehrten Verhältnisse irritieren anfangs, denn ebenso wie die Autorin im ersten Teil uns Aufschlüsse über Bens Innenleben verweigerte, geht sie in diesem Buch nicht darauf ein, wie es Ben möglich gewesen war, Kontrolle über sich zu erlangen, was man von einer direkten Fortsetzung wahrscheinlich erwartet hätte.

Formal und sprachlich gibt es keine großen Unterschiede zum ersten Teil. Auch in Ben in der Welt versagt uns die Autorin Kapitel und spart mit jeglicher Textformatierung. Dafür hat sie eine Vorliebe für überaus komplexe Satzgebilde entwickelt. Da darf sich schon mal ein einzelner Satz auf Seitenlänge dahinschlängeln. Trotzdem gelingt es der Autorin die Aufmerksamkeit des Lesers bis zum Schluss hin aufrecht zu erhalten und einen weitreichenden Spannungsbogen zu erzeugen. Interessant ist auch die Einführung von Nebenfiguren, die, wenn sie ihre textliche Aufgaben erfüllt haben, mit ein paar wenigen Sätzen - manchmal reicht auch schon ein Nebensatz - wieder aus der Geschichte entfernt werden. Auf diese Weise konzentriert sich die Autorin immer wieder aufs Neue auf den eigentlichen Protagonisten, der immer mehr seine Rolle als - und das wird schnell klar - tragischer Held ausfüllt.
 


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