Samstag, 28. Dezember 2013

Miguel Abrantes Ostrowski: Sacro Pop

Sacro Pop
Miguel Abrantes Ostrowski


Taschenbuch: 174 Seiten
Verlag: Klartext-Verlagsges. (1. Februar 2004)
ISBN-13: 978-3898613118


Klappentext

Pater Franz Edelbrück. An ihn musste ich denken. Zu Beginn meiner Internatszeit fragte er mich, ob ich überhaupt wüsste, was Rock‘n Roll heißt. Ich antwortete: Rock‘n Roll heißt soviel wie - rocken und rollen. Darauf er: Du hast überhaupt keine Ahnung! Rock‘n Roll heißt nichts anderes als ficken.

Miguel Abrantes Ostrowski zeichnet ein gnadenlos ironisches Portrait vom ganz normalen Wahnsinn in einem katholischen Elite-Internat. Voller Witz und Charme lässt er den Leser hinter die Kulisse schauen. Sein Report ist ein sanfter Schocker und anders als alles bis dahin Gehörte.


Frankys Kritik

Ok, hier habe ich bei der Vorauswahl mal so richtig daneben gegriffen ... Aber ich möchte euch auch nicht vorenthalten, wenn mir ein Buch mal so gar nicht gefallen hat.

Eines gleich vorweg: Dieses Buch zeigt auf, wie man es macht. Nein, nicht wie ein interessanter Report geschrieben wird, doch dazu später mehr. Es ist ein Paradebeispiel dafür, wie Werbung funktioniert: Man nehme ein knalliges Zitat, geradezu hingerotzt und in einen reißerischen Kontext gebracht. Dazu ein Cover mit anstößigem Blickfang. Fertig ist der skandalträchtige Schuljungen-Report.

Große Anforderungen an den Leser stellt der Autor ebenso wenig wie an sich selbst. In siebzehn kurzen Kapiteln, geschrieben in einfacher Sprache, wird über die pubertären Eskapaden einiger Internatsschüler geplaudert und sich im zotigen Stil lustig gemacht. Allerdings ist dieser Humor leider absolut nicht der meine. Bei einigen Passagen geriet der Lesefluss jedoch ins Stocken und ich hoffe, dass ich besten Falles den Witz einfach nicht verstand habe, oder die satirische Überhöhung dem Autor einfach nur in die Hose gegangen ist. Ansonsten würden ich manche Textstellen bereits als rassistisch, arrogant oder infantil bezeichnen.

So wenig sich das Buch um eine zusammenhängende Geschichte bemüht, oder die Charakterisierung der einzelnen Protagonisten für notwendig erachtet, so selten finden sich in den Episödchen auch Beschreibungen des Internatslebens abseits von Wichsfantasien und bemüht aufrecht erhaltener Heterosexualität.

Dabei windet sich der Autor in seinem Bemühen, alle realen Bezüge zu tilgen und Namen zu verschleiern, an der Grenze zu den Gefilden der "Lümmelfilme", um keinesfalls irgendwo anzuecken oder ein Wort zu viel von sich zu geben. So begnügt sich die Beschreibung von eventuell existierendem Missbrauch auf die begierigen Blicke der Padres und dem Schießen von freizügigen Fotos und belässt es auch hier auf einem verharmlosend belanglosen Niveau.

Zusammengefasst möchte man meinen, wenn dies die im Klappentext zitierte heranwachsende Elite Deutschlands beschreibt, wundert mich heute so manches nicht mehr.