Sonntag, 29. September 2013

Don Rosa: Onkel Dagobert - Sein Leben, seine Milliarden

Onkel Dagobert - 
Sein Leben, seine Milliarden
Don Rosa

Gebundene Ausgabe: 496 Seiten
Verlag: Ehapa; Auflage: 4. (2011)
ISBN-13: 978-3770432455




Klappentext

„Dagobert Duck ist der reichste Mann der Welt!“ Mit diesem Satz beginnt eines der erfolgreichsten Comicepen der 90-er und 2000-er Jahre: Die Biografie des Großkapitalisten und Fantastilliardärs Dagobert Duck aus Entenhausen. Urheber dieses Werks ist der wohl beliebteste aktive Disney-Zeichner, der Amerikaner Don Rosa. Er investierte Jahre der akribischen Recherche und der zeichnerischen Umsetzung, um dieses aus 12 Kapiteln und 8 Zusatzkapiteln bestehende Mammutwerk zu schaffen. Dieses lässt keine Wünsche offen und leuchtet Dagoberts Leben auf mehr als 500 Seiten bis in den letzten Winkel aus. Diese Ausgabe enthält erstmals alle Kapitel aus Rosas Biografie zwischen zwei Buchdeckeln.


Frankys Kritik

Man muss kein Donaldist sein, um dieses Buch zu lieben, es hilft wahrscheinlich aber. Dabei haben die vorliegenden 496 (!) Seiten, gepackt zwischen zwei Hardcoverbuchdeckeln, nun rein gar nichts mehr mit den oftmals belächelten Comicheftchen zu tun. Onkel Dagobert – Sein Leben, seine Milliarden ist ganz großes (Comic-) Erzählkunst und zugleich ganz großes Kino. Dafür ist nicht allein die Qualität der einzelnen Episoden und Geschichten verantwortlich, sondern im großen Maße auch die umfangreiche Detektiv- und Puzzlearbeit, mit der Don Rosa aus Hunderten von Geschichten all die kleinen Details, Erwähnungen und Hinweise zu Onkel Dagoberts Leben zusammengetragen und kombiniert hat, um ein absolut stimmiges biografisches Gesamtwerk vorlegen zu können.

Hinzuweisen ist an dieser Stelle, dass praktisch ausschließlich auf Fakten des Altmeisters Carl Barks zurückgegriffen wurde. Die in Europa höchst populären Lustigen Taschenbücher, meist in Italien gezeichnet, erzählen eigene Hintergründe, teilweise in unterschiedlichsten (sich auf widersprechenden) Versionen und Fakten und blieben deshalb außen vor und unberücksichtigt. Das könnte den einen oder anderen deutschen Leser irritieren, hat er doch andere Zusammenhänge im Gedächtnis, die eben auf diese LTB beruhen.

Rosa hoch anzurechnen ist auch der Umstand, dass er Dagoberts Entwicklung nicht eindimensional gestaltet hat, sondern äußerst facettenreich und auch die dunkle, rücksichtslose Seite der später reichsten Ente der Welt berücksichtigt. Zusammen mit dem Verweben von historischen Fakten, Ereignissen und Personen ergibt sich auf diese Weise eine Glaubwürdigkeit, die selbst Enten zum realen Leben erwachen lassen kann.

Zeichnerisch kann ich mich mit Don Rosas Stil schnell anfreunden, schwelgt er doch geradezu vor Detailreichtum, wie beiläufig erscheinenden Hintergrundgags, die teilweise wiederum selbst Rückbezüge zu anderen Geschichten von Carl Barks aufweisen. Versteckte Gimmicks wie Micky Mäuse in Kakteenform oder Gesteinsformationen, die verborgene Widmung D.U.C.K zu Beginn einer jeden Geschichte und auf jedem Titelbild der Episoden und umfangreiche Text- und Bilddokumente von Don Rosa vervollständigen dieses umfassende Kompendium Onkel Dagoberts, das man nur zu gerne immer wieder aus dem Bücherregal nimmt, um sich darin zu versenken.


Freitag, 13. September 2013

Joseph Olshan: Nachtschwimmer

Nachtschwimmer
Joseph Olshan

Broschiert: 284 Seiten
Verlag: Dtv (1999)
ISBN-13: 978-3423126311


Klappentext
Dieses Buch erzählt vom amerikanischen Großstadtleben der neunziger Jahre an den Schauplätzen New York, San Francisco, Fire Island und Vermont, zwischen Ozean und Landhaus, Disco und Sportstudio. Im Mittelpunkt der Handlung steht die Liebesgeschichte von Will Kaplan und Sean Paris. Beide haben die Verletzungen durch frühere Liebhaber noch nicht überwunden, ihre Beziehung ist ein Auf und Ab zwischen Angst und Vertrauen. Umgeben von Körperkult und Ecstasy, Strandpartys und Eifersuchtsdramen versuchen zwei Männer, zu einer ganz normalen Beziehung zu finden.


Frankys Kritik

Der Roman entspricht vom Stil her einem nahezu endlos anmutenden Brief, den der Ich-Erzähler Will an seinen Geliebten Sean schreibt. Das ist zu Beginn gewöhnungsbedürftig, zieht den Leser dann aber doch in die Figur des Angesprochenen hinein. Die „negativen“ Vorgeschichten der Protagonisten ziehen sich wie Parallelen durch die Geschichte und stellen gleichzeitig auch ihren größten Unterschied dar. Der Eine hat Angst vor dem Verlassenwerden, der Andere davor, sich nicht binden zu können. Beide verspüren den großen Wunsch, sich von der Oberflächlichkeit der schwulen Szene der neunziger Jahre lösen zu können und sind doch in ihr gefangen. So schwankt der Leser ständig zwischen Hoffen und Bangen und der Frage, ob sich der Brief als Liebesbrief oder doch als Abschiedsbrief entpuppen wird.


Samstag, 7. September 2013

Sergej Lukianenko: Wächter des Zwielichts

Wächter des Zwielichts
Sergej Lukianenko

Taschenbuch: 480 Seiten
Verlag: Heyne Verlag (4. September 2006)
ISBN-13: 978-3453531987


Klappentext

 "Wächter des Zwielichts" ist nach "Wächter der Nacht" und "Wächter des Tages" der dritte große Roman in Sergej Lukianenkos Bestsellersaga um die so genannten »Anderen« - Vampire, Gestaltwandler, Hexen und Magier -, die seit ewigen Zeiten unerkannt in unserer Mitte leben. Zwei Organisationen obliegt es, den Frieden zwischen den Mächten des Lichts und den Mächten der Dunkelheit zu erhalten. Doch dieser Friede hat nun keinen Bestand mehr - und auf Moskaus Straßen tobt die entscheidende Schlacht ...


Frankys Kritik

Auch der dritte Teil der Geschichte über die Anderen gliedert sich, wie bereits gewohnt, in drei Teile oder besser gesagt, in drei Episoden. Dieses mal verbindet aber mehr als nur ein roter Faden die drei Geschichten. Damit strebt der Roman unaufhaltsam einem dramatischen Höhepunkt entgegen. Vielleicht ist dies der Tatsache geschuldet, dass Wächter des Zwielichts eigentlich der letzte Teil einer Trilogie werden sollte, doch der Autor noch beim Schreiben den Entschluss fasste, weitere Teile folgen zu lassen. Demzufolge bleiben noch etliche Geheimnisse ungelöst, obgleich das Finale die größte Kraft (gemessen an seinen beiden Vorgängern) bietet. Handlungstechnisch beschäftigt sich Lukianenko dieses Mal auf das Wesen der Anderen und ihre Unterschiede zu den Menschen und die Gemeinsamkeiten.

Erste Geschichte: Niemandszeit
Nachtwache, Tagwache und die Inquisition erhalten die beunruhigende Nachricht, dass ein Mensch in einen Anderen verwandelt werden soll. Hielt man dies bisher zwar für unmöglich, setzen alle drei Institutionen doch ihre Ermittler an den Fall. Die Nachtwache schickt Anton, die Dunklen dessen Freund, den Vampir Kostja und als Inquisitor macht sich Edgar auf den Weg. Bald wird ihnen klar, dass eine Verwandlung nicht nur möglich ist, sondern auch in der Vergangenheit bereits geschehen ist.

Zweite Geschichte: Niemandsraum
Antons wohlverdienter Urlaub wird vom Erwachen der Hexe Arina aus einem 60jährigen Schlaf gestört. Sie soll im Besitz des sagenhaften Fuarans sein, einem Buch, mit dem angeblich die Verwandlung von Menschen in Andere möglich sein soll. Zudem enthält es noch weitere Informationen, die das Wesen der Anderen in einem völlig neuen Licht erscheinen lässt.

Dritte Geschichte: Niemandskraft
Die Enthüllungen des Fuarans, das inzwischen gestohlen wurde, demoralisieren Anton derart, dass er den Dienst bei der Nachtwache quittieren will. Sein Vorgesetzter, der lichte Magier Geser, kann ihn dennoch zum Fortführen seiner Ermittlungen bewegen. Der Dieb des Fuarans scheint für Anton kein Unbekannter zu sein. Unter Mithilfe seines Bekannten Sass aus der ersten Geschichte, der tatsächlich zu einem Anderen geworden ist, versucht Anton den Dieb zu stellen, der mehr beabsichtigt, als nur einen Menschen zu verwandeln.

Die Beschränkung auf Anton als alleinigen Erzähler tut dem dritten Band der Wächterreihe außerordentlich gut, gab sich Teil zwei doch etwas verworren und uneinheitlich. Da inzwischen zwei weitere Bände erschienen sind, erhebt sich beim Leser keine Erwartungshaltung eines endgültigen Abschlusses, was die Wirkung des Finales erhöht, kann er sich doch auf Auflösung der Handlungsfäden dieses Buches konzentrieren, ohne auf endgültige Antworten zu müssen. Die bleiben nach wie vor den späteren Bänden vorbehalten. Ein spannender Band mit vielen melancholischen Anklängen. Ein wirklicher Höhepunkt der Reihe.